Die Zahl der Kinder in Deutschland, die nicht schwimmen können, hat sich in den letzten Jahren alarmierend verdoppelt.
Foto: Daniel-André Reinelt (DLRG)
Eine repräsentative Umfrage der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aus dem Jahr 2022 zeigt, dass mittlerweile jedes fünfte Grundschulkind nicht schwimmen kann. Dieser Trend ist besorgniserregend, denn Schwimmen ist nicht nur eine wichtige Freizeitaktivität – es kann Leben retten.
Die Bedeutung des Schwimmenlernens
Schwimmen ist eine der grundlegenden Fähigkeiten, die Kinder bereits in jungen Jahren erlernen sollten. Es geht nicht nur darum, sich im Wasser wohlzufühlen, sondern auch um Sicherheit und Prävention. Laut der DLRG konnten 2022 rund 37 Prozent der Grundschulkinder kein Schwimmabzeichen vorweisen, was auf eine erhebliche Lücke in der Schwimmausbildung hinweist. Besonders die Pandemie hat diese Situation verschärft, da über einen langen Zeitraum Schwimmkurse ausfielen.
Ute Vogt, Präsidentin der DLRG, betont die Dringlichkeit: „Der Unterschied bei den Nichtschwimmern ist gravierend, aber nicht überraschend. Es ist unerlässlich, dass Kinder wieder vermehrt Zugang zu Schwimmunterricht erhalten.“ Der Mangel an Schwimmfähigkeit birgt nicht nur Risiken für die Sicherheit im Wasser, sondern auch für das Selbstbewusstsein und die körperliche Entwicklung der Kinder.
Sicher schwimmen: Das Seepferdchen reicht nicht aus
Viele Eltern sind der Meinung, dass ihr Kind sicher schwimmen kann, sobald es das Seepferdchen-Abzeichen gemacht hat. Doch hier warnt die DLRG: „Das Seepferdchen bescheinigt lediglich die Grundlagen des Schwimmens“, erklärt Christian Landsberg, Leiter Ausbildung der DLRG. „Erst wer den Freischwimmer, also das Schwimmabzeichen in Bronze, abgelegt hat, gilt als sicherer Schwimmer.“ Die Umfrage zeigte, dass 21 Prozent der Kinder, die als „unsicher“ oder „sicher“ eingestuft wurden, kein Abzeichen haben – was darauf hinweist, dass die Schwimmfähigkeiten vieler Kinder überschätzt werden.
Schwimmen lernen darf keine Frage des Geldes sein
Ein weiterer besorgniserregender Faktor ist die soziale Ungleichheit, die in der Schwimmausbildung sichtbar wird. Fast die Hälfte der Kinder aus Haushalten mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 2.500 Euro kann nicht schwimmen. Bei Haushalten mit einem Einkommen über 4.000 Euro sind es nur 12 Prozent. „Schwimmen zu lernen darf keine Frage des Geldes sein“, fordert DLRG-Präsidentin Vogt. „Es ist entscheidend, dass Schulen und Kommunen flächendeckenden und kostenlosen Schwimmunterricht anbieten.“
Schwimmen lernen rettet Leben
Schwimmen ist eine lebenswichtige Fähigkeit, die jedes Kind beherrschen sollte. Es bietet nicht nur Schutz vor Ertrinken, sondern fördert auch das Selbstvertrauen und die motorische Entwicklung. Eltern sollten aktiv darauf achten, dass ihre Kinder nicht nur das Seepferdchen, sondern auch weiterführende Schwimmabzeichen ablegen, um als sichere Schwimmer zu gelten. Schulen und Gemeinden sind gefordert, ausreichend Schwimmunterricht anzubieten, damit Schwimmen für alle zugänglich wird – unabhängig vom Einkommen.