Raus mit dem Kind – Raus mit der Sprache! Was ihr als Erstgebärende über die Geburt und die Zeit danach wissen solltet
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„What happens im Kreißsaal, stays im Kreißsaal“ scheint das Motto vieler Frauen zu sein, die ein Kind erwarten oder gerade zur Welt gebracht haben. Aber warum? Schließlich handelt es sich bei einer Geburt wohl um das Natürlichste auf der Welt. Und auch über die Wochenbett-Zeit hüllen sich die meisten Frauen in Schweigen. Wir – das Fridolin-Team – verraten euch trotzdem, was man alles erlebt. Wir reden Tacheles!
CTG und Muttermund-Größe unter der Geburt
Kommst du bereits mit Wehen in den Kreißsaal, wirst du zuerst an das CTG angeschlossen, dass du von deinen Untersuchungen beim Gynäkologen bereits kennst. Danach wird erneut ein Ultraschall durchgeführt und die Größe deines Muttermunds kontrolliert. Waren die Wehen bereits sehr effektiv, ist dein Muttermund schon ein gutes Stück geöffnet. Das Ziel: 10 Zentimeter. Dann geht’s los!
Fruchtblase
Hattest du zu Hause noch keinen Blasensprung, hast aber starke Wehen, wird die Hebamme wahrscheinlich deine Fruchtblase mit einem sterilen Haken kaputt machen. Danach wirst du dich vielleicht wundern, wie viel Fruchtwasser in deinem Bauch war. Es gibt aber auch Babys, die in ihrer Fruchtblase zur Welt kommen. Es ist zwar selten, kommt aber vor.
Ausscheidungen während der Geburt
Fakt ist: Wer effektiv pressen will, kann den Schließmuskel nicht ignorieren. Lass locker! Was raus muss, muss raus. Auch das ist das Natürlichste von der Welt und wir versprechen dir, du wirst es unter den Wehen nicht mitbekommen. Die Hebamme reinigt alles sehr diskret.
Es erscheint logisch, dass nicht nur das Kind herauskommen muss, sondern auch all das, was das Baby in den letzten rund 40 Wochen versorgt hat. Die Plazenta, der sogenannte Mutterkuchen, kommt in der Regel wenige Minuten nach der Geburt mit einer letzten kleinen Wehe heraus. Häufig spritzt die Ärztin unmittelbar nach der Entbindung dafür ein Medikament, was das Abstoßen der Plazenta verursachen soll. Die Plazenta sollte unbedingt vollständig sein, sonst kann es später zu Entzündungen kommen. Also nicht wundern wenn die Hebamme akribisch nachschaut und sagt: „Alles dran!“.
Nach der Geburt: das Wochenbett
Apropos Ausscheidungen: Nach der Geburt beginnt das Wochenbett. Im Krankenhauszimmer angekommen, ist es wichtig, frühzeitig zur Toilette zu gehen. Unmittelbar nach der Geburt hat man kein richtiges Gefühl für die Blase (wenn man wartet, bis man dringend muss, kann es beim Aufstehen zum Malheur kommen). Zudem sollte regelmäßig die überdimensional große Binde im schicken Netzhöschen gewechselt werden. Der Blutfluss sollte nicht unterschätzt werden. Beim ersten Toilettengang solltest du daher unbedingt die Stationsschwester rufen. Sie wird sonst sowieso ganz unverblümt fragen, ob du schon auf der Toilette warst.
„Ihr Frauen seid wahre Heldinnen!“
FRIDOLIN
Nachsorge
Einmal zu Hause angekommen, kommt im Idealfall eine Hebamme zu dir nach Hause, die sich um dich und dein Baby kümmert. Auch sie kontrolliert deinen Wochenfluss. Hab keine Scham! Die Untersuchung ist wichtig. Kommt es nämlich zum Blutstau, kann das Infektionen hervorrufen. Sie schaut sich auch – falls vorhanden – die Wundheilung der Geburtsverletzungen an.
Verletzungen durch die Geburt
Ja, du hast richtig gehört: Geburtsverletzungen. Da deine Scheide enormes unter der Geburt leisten muss, kann es zu inneren und äußeren Verletzungen kommen. Daher kann es sein, dass dein Baby nach der ersten Untersuchung eine Weile in Papas Armen ruht, während du genäht wirst. Vor lauter Adrenalin und Glückshormonen wirst du diese letzte notwendige Unannehmlichkeit über dich ergehen lassen ohne sie richtig zu spüren. Für die Zeit zu Hause gilt: Viel Luft hilft bei der Wundheilung und auch Arnika-Tücher können angenehm kühlen.
Stillen
Es scheint oft so, als funktioniert das mit dem Stillen ganz von selbst. Bei vielen ist das aber nicht so. Daher holt euch unbedingt den Rat von den Krankenschwestern und der Hebamme, wenn ihr unsicher seid. Sie helfen gern. Häufig ist der Beginn des Stillens auch mit Schmerzen verbunden. Ein Stillhütchen kann Abhilfe schaffen. Brustwarzensalbe kann helfen, eingerissene Brustwarzen zu pflegen. Habt ihr die schwierige Anfangszeit überstanden, kann Stillen wunderschön sein. Aber setzt euch nicht unter Druck. Hauptsache das Baby wird satt!
Seid ihr mit dem Neugeborenen unterwegs und trefft in der Umgebung auf andere Kleinkinder, dann sollten stillende Mamas unbedingt Stilleinlagen dabei und im besten Fall bereits im BH liegen haben. Auch die Laute fremder Babys sorgen dafür, dass die Muttermilch läuft und können nasse Flecken auf dem Shirt hinterlassen. Peinlich!
Zurück zur alten Figur
Wie sagt man so schön: Der Bauch kommt 9 Monate und geht 9 Monate. Und das ist Fakt! Nur weil das Baby geboren wurde, heißt das nicht, dass man direkt wieder in die alten Hosen passt. Die Figur hat sich über die letzten Monate verändert. Der Körper hat Unglaubliches geleistet. Nehmt euch so an, wie ihr seid. Außerdem sind Schwangerschaftshosen sowieso viel gemütlicher. Glaubt nicht alles, was in den sozialen Netzwerken gezeigt wird. Macht eine Frau kurz nach der Geburt wieder viel Sport, kann das sogar schädlich sein. Rektusdiastase lautet hier das Stichwort, das es sich nachzuschlagen lohnt.